Ca. 35.000 Vordere Kreuzbandrisse werden pro in Jahr in Deutschland registriert, meist beim Fußball und Skifahren. Frauen sind deutlich häufiger davon betroffen.
Eine aktuelle Nachbeobachtung der Universität Melbourne hinsichtlich der Versorgung von Kreuzbandrissen hat gezeigt, dass von 120 Personen im Alter von 18 bis 35 Jahren mit vorderen Kreuzbandrupturen fast jede Zweite konservativ abheilte.
MRT Untersuchungen zeigten eine fast ursprüngliche Kontinuität, 5 Jahre nach dem Unfall zeigten konservativ versorgte Kreuzbandrisse teilweise bessere funktionelle Testergebnisse als die operierten Kreuzbänder.
Daniel Belavy, Professor für Physiotherapie an der Hochschule für Gesundheit in Bochum, bestätigt: „Die wissenschaftliche Datenlage liefert in den letzten Jahren zunehmend Hinweise darauf, dass es keine klinisch relevanten Unterschiede zwischen der operativen und der konservativen Therapie des vorderen Kreuzbandrisses gibt.“ Die Operation gehe immer mit Risiken für den Patienten einher, sowie mit einem längeren Regenerationsprozess und erheblichen finanziellen Kosten.
Auch die nach kons.Therapie befürchtete vorzeitige Arthrose scheint nach Untersuchungen in anderen Ländern nicht einzutreten.
Das „Wait and See“ Vorgehen macht jedoch nur Sinn, wenn entsprechendes gezieltes Muskel- und Koordinationstraing durchgeführt wird. Man kann die Betroffenen in 3 Gruppen einteilen:
- „Coper“, die schon bald wieder zu ihren ursprünglichen Alltags- und Sportaktivitäten zurückkehren;
- die „Adapter“, die ihre Aktivitäten ihrer neuen Kniegelenkssituation anpassen; und
- die „Non-Coper“, die mit ihrem beschädigten Kreuzband nicht klarkommen und immer wieder mit Episoden der Knie-Instabilität zu schaffen haben. Die Coper und Adapter gelten als gute Kandidaten für eine konservative Behandlung, bei den Non-Copern empfiehlt sich hingegen eine operative Therapie.
Rheinische Post, 24.03.2023
Dr. Ullrich:
Ein bedeutender Faktor bei der operativen Versorgung ist die postop. Beeinträchtigung der Sensomotorik, die mit dem vorderen Kreuzband verloren geht.
Wir versorgen in unserer orthopädischen Privatpraxis sowohl operierte wie konservativ versorgte Patienten mit Kreuzbandrissen. Die Behandlung sollte möglichst rasch nach dem Unfall beginnen.
Nachfolgendes Vorgehen hat sich bei beiden Patientengruppen sehr bewährt und wird dementsprechend bei uns in Velbert-Tönisheide durchgeführt:
- Nur vorübergehende Schonung, streng Verhalten und Übungen nach „Knieschule“ und „Training ohne Reue“ aus Entlastungshaltung, dementsprechend unterstützend Physiotherapie.
- 1x pro Woche fokussierte Stoßwellen
- 2-3 x pro Woche hochenergetisches Magnetfeld
- Scratchen z.B. mit Traumeel
- V- Actor
- EMG-Messungen der wichtigsten Muskelgruppen wie m. vastus medialis, m. vastus lateralis und m. rectus femoris
- Kontrolle einer asymmetrischen Beinbelastung
- Zunächst Lymphtape, dann Kinesiotape
- Schröpfmassagen
- Faszien- und Bindegewebsmassagen
- Vorübergehende Orthesen/Bandagenversorgung nur für Belastungen.
Damit wird in der Regel eine deutlich schnellere und bessere Heilung erreicht, eine frühere und bessere Belastbarkeit bei weniger Verschleißauswirkungen.