Jeder Zehnte ab 45 Jahren und jeder Zweite ab 60 Jahren zeigt degenerative (arthrotische) Veränderungen an verschiedenen Gelenken mit Schmerzen.
In der Regel ist für eine angemessene Schmerztherapie der Orthopäde/Unfallchirurg eher geeignet als ein Schmerztherapeut, da er den Status des Muskel/Skelettsystems diagnostiziert hat und gezielt auf Fehlentwicklungen eingehen kann.
Sportverletzungen führen häufig zu vorzeitigem Verschleiß, das Risiko einer Arthrose erhöht sich z.B. nach einem Meniskusschaden um das 20-fache, nach Kreuzbandverletzungen noch mehr. Jedes Jahr verletzen sich 2 Millionen Bundesbürger beim Sport! Vorbeugung und Vermeidung von Verletzungen sollten die wichtigsten Maßnahmen sein.
Ca. 450 000 Operationen werden in Deutschland pro Jahr im Bereich von Hüften und Knien durchgeführt. Inzwischen ist jeder fünfte Patient, dem eine Endoprothese eingesetzt wird, jünger als 65 Jahre. Die verwendeten Materialien werden immer besser, dennoch sind viele Patienten nach der Operation nicht zufrieden. Dies liegt häufig an falschen Erwartungen. Nur jeder Zweite ist mit einer Knie-TEP schmerzfrei. Endoprothesen bergen auch Langzeitrisiken durch Freisetzung verschiedener Metalle aus den Implantaten.
(Charité Universitätsmedizin Berlin 2020)
„Eine Operation nicht übers Knie brechen”
ist die Empfehlung von Prof. Dr. H. Steckel, Berlin, Göttingen. Je jünger die Patienten sind, die ein künstliches Kniegelenk erhalten, desto schlechter ist Jahresüberlebensrate der Gelenke. Daher der Rat: Möglichst nicht Pat. unter 60 Jahren ein neues Gelenk einbauen. Auch wenn sich im MRT ein Meniskusriss zeigt: Wenn keine Beschwerden vorliegen auf keinen Fall operieren, entscheidend ist die Untersuchung, nicht das MRT! Nicht zu vergessen: 20 % der Patienten mit einem neuen Kniegelenk sind nicht zufrieden damit.
(BVOU – Infobrief 3/2020)
Patientenwunsch und ärztlicher Rat
Wer trifft die Entscheidung, wann bei fortgeschrittener Arthrose operiert werden soll?
Die Indikation zu einer Operationsentscheidung wird sehr unterschiedlich gestellt. Aus verschiedenen wissenschaftlichen Studien ist bekannt, dass die ärztliche Empfehlung und der Wunsch einer Operation seitens der Patienten sehr auseinandergehen!
In 2020 wurden von 9 Millionen Versicherten der BEK 8995 Personen befragt. Es wurde dabei ermittelt, welche Faktoren mit dem Patientenwunsch und der ärztlichen Empfehlung einer endoprothetischen Versorgung assoziiert sind.
Schlussfolgerung
Wie auch andere Studien in dieser Richtung schon gezeigt hatten, ist festzustellen, dass selbst bei Patienten mit fortgeschrittener Arthrose (Gelenkverschleiß) kein Wunsch besteht, sich einer Operation zu unterziehen.
(Orthopädische Nachrichten 10.2020)
Kommentar Dr. Ullrich
Immer wieder musste ich, auch gutachterlich, feststellen, dass Patienten ohne wesentliche Beschwerden nur wegen fortgeschrittenen Gelenkverschleißes, der im Röntgenbild oder MRT festgestellt worden ist, operiert wurden und ein künstliches Gelenk erhalten hatten. Einige dieser Patienten waren mit dem postoperativen Ergebnis nicht zufrieden, hatten z.T. mehr Beschwerden als vor der Operation. Leider sind auch Fälle dabei, bei denen die Operation mit Komplikationen verlaufen ist. Ganz schlimme Beispiele sind dabei Patientenschicksale, wenn nachfolgend bis zu 15 weitere Operationen erforderlich waren, die Endoprothesen infiziert wurden etc. In unserer orthopädischen Privatpraxis liegt der Schwerpunkt auf konservativer, speziell gelenkerhaltender Therapie, Besserung von Beschwerden und Erhöhung der Leistungsfähigkeit im täglichen Leben.
Wenden Sie sich an uns, wenn es um eine 2. Meinung bei einer anstehenden Operation geht!